Tipps und Tricks für die Recherche
Dokumentenlieferdienste, Fernleihe und (Antiquariats-)Buchhandel
Sie finden einen Artikel oder ein Buch nicht an Ihrer Bibliothek, benötigen dies aber so dringend, dass Sie bereit sind, für die Beschaffung gegebenenfalls auch Geld zu bezahlen? Der Dokumentenlieferdienst Subito ↗ schickt Ihnen Scans oder Papierkopien von Artikel und Auszügen aus Büchern zu, die meisten Universitätsbibliotheken bieten die Fernleihe ↗ von Büchern anderer Bibliotheken an, und falls Sie ein nicht mehr im Buchhandel erhältliches, vergriffenes Werk erwerben wollen, können Sie in den Datenbanken des Antiquariatsbuchhandels wie dem Zentralen Verzeichnis Antiquarischer Bücher ↗ (ZVAB, gehört zu Amazon) oder Eurobuch ↗ recherchieren. Nachweise von im deutschsprachigen Buchhandel erhältlichen Büchern finden Sie im Verzeichnis Lieferbarer Bücher (VLB), das über buchhandel.de ↗ abfragbar ist.
Sicheres Zitieren dank Permalinks: DOI und URN
Immer mehr online veröffentlichte wissenschaftliche Texte stellen bei ihren bibliographischen Angaben auch einen so genannten Permalink zur Verfügung, der den Anspruch erhebt, einen Text auch einen langen Zeitraum nach seiner erstmaligen digitalen Veröffentlichung schnell auffindbar zu machen. Während die üblicherweise verwendete Internet-Adresse – der URL (Uniform Ressource Locator) – sich oft ändern kann, weil zum Beispiel die Struktur der Homepage verändert wird und der Link schon nach kurzer Zeit ins Leere verweist, soll ein Permalink dieses Manko beseitigen und damit eine der Voraussetzungen von Wissenschaftlichkeit, nämlich die dauerhafte Überprüfbarkeit von Forschungsergebnissen, sicherstellen.
Zwei Typen von Permalinks sind derzeit besonders häufig anzutreffen:
1. Der Digital Object Identifier (DOI); ein Beispiel für einen solchen wäre: 10.1017/S096392681300062X
Um diesen Code aufzulösen, müssen Sie den von doi.org zur Verfügung gestellten "Resolver" verwenden und werden damit auf einen von Daniel Jütte 2013 in der Zeitschrift Urban History veröffentlichten Artikel geleitet.
Daniel Jütte, Entering a city: on a lost early modern practice. In: Urban History 41:2 (2014), 204 - 227, DOI: 10.1017/S096392681300062X (15.01.2021).
2. Der Uniform Resource Name (URN); auch hier ein Beispiel dafür: urn:nbn:at:at-ubw:1-11571.15337.645764-1
In diesem Fall gibt es (zumindest derzeit) keinen zentralen Resolver; auf deutsche und Schweizer Ressourcen können Sie unter nbn-resolving.org ↗ zugreifen, wenn es sich um eine in Österreich vergebene URN – wie im zitierten Fall – handelt, werden Sie auf resolver.obvsg.at ↗ weitergeleitet und können in der Folge diese an der Universität Wien verteidigte Dissertation downloaden.
Thomas Emanuel Dostal, Bildung zu „Volkstum und Heimat“ in der österreichischen Volksbildung der Zwischenkriegszeit, Dissertation, Universität Wien 2017, URN: urn:nbn:at:at-ubw:1-11571.15337.645764-1 (15.01.2021).
Für die praktische Arbeit gilt: Wenn Sie einen im Internet veröffentlichten Text zitieren, sollten Sie neben den sonstigen bibliographischen Angaben den Permalink zitieren, soferne ein solcher vorhanden ist! In diesen Fällen können Sie sogar, wenn Sie Platz sparen wollen, auf die Angabe der üblichen Internet-Adresse (also der URL) verzichten.
Regionale Sperren und Proxys
Bei der Verwendung von Google Books ↗ kommt es vor, dass urheberrechtsfreie, auch deutschsprachige Werke nur auszugsweise in der so genannten Snippet View angezeigt werden und es nicht möglich ist, komplette Seiten zu lesen oder das Werk downzuloaden. Grund dafür sind restriktive Interpretationen des Urheberrechts, in der Praxis führt dies dazu, dass selbst manche zu Beginn des 20. Jahrhunderts erschienene Werke von Computern mit europäischer IP-Adresse nicht über Google Books komplett zugänglich sind.
Zum Glück gibt es Alternativen: Manche dieser Werke wurden auf archive.org ↗ hochgeladen und sind so problemlos zugänglich; sollte dies nicht der Fall sein, wird es etwas komplizierter: Dann müssen Sie einen US-Proxy verwenden, um ihren Computer mit einer US-Amerikanischen IP-Adresse auszustatten, die die komplette Ansicht des Buchs bei Google Books wieder möglich macht. Welche dieser Proxys gerade funktionieren und wie genau Sie vorgehen müssen, finden Sie auf der entsprechenden Seite bei wikisource.org ↗ erklärt. Eine nochmals umständlichere Alternative dazu ist der Download über das US-amerikanische Bibliotheksnetzwerk HathiTrust ↗, auch hier wird die Erklärung von wikisource ↗ geliefert.
Zitationsdatenbanken
Zitationsdatenbanken oder Zitationsindizes sind Datenbanken, die nicht nur bibliographische Angaben der eingegebenen Artikel, sondern darüber hinaus in Kurzform die im Anmerkungsapparat enthaltenen Literaturzitate verzeichnen. Wenn Sie zum Beispiel wissen wollen, welche Artikel Bezug auf ein klassisches Werk wie Michel Foucaults Überwachen und Strafen nehmen, so können Sie diese Datenbank dafür heranziehen. Sollten für das Werk – wie in diesem Fall – verschiedene Sprachversionen vorliegen, so müssen Sie sich kundig machen, wie der Titel in den jeweiligen Sprachen lautet.
Über die genannte Fragestellung hinaus werden solche Datenbanken – die den durchaus umstrittenen Anspruch haben, die Forschungsleistungen von Wissenschafter*innen zu bewerten bzw. zu "ranken" – auch für weitere, zum Teil auch aufwändige statistische Auswertungen herangezogen, wobei ihr Nutzen auch deswegen fraglich ist, weil die eingegebenen Daten sehr fehlerhaft sind.
Im Bereich der Geisteswissenschaften ist der im Rahmen der Datenbank Web of Science angebotene Arts and Humanities Citation Index ↗ [über u:access ↗] maßgeblich. Auf europäische Bedürfnisse zugeschnitten ist der European Reference Index for the Humanities and the Social Sciences ↗ (ERIH PLUS).
Fachbegriffe aus der Welt der Rechercheprofis: Suchoperatoren, Phrasensuche und Trunkierung
Viele Abfragesysteme von Bibliothekskatalogen und Datenbanken erlauben präzise Suchanfragen, die weit über die bei einer durchschnittlichen Google-Suche verwendeten Möglichkeiten hinausgehen. Mittels so genannter Suchoperatoren können Sie bestimmte Begriffe ausschließen oder die Reihenfolge bzw. Nähe, in der bestimmte Suchbegriffe im Ergebnis aufscheinen sollen, festlegen: Logische oder boolesche Operatoren (üblicherweise "and", "or" sowie "not") etwa dienen der Verknüpfung von Suchbegriffen, so genannte Kontextoperatoren (proximity operators) geben an, wie nahe die Suchbegriffe voneinander entfernt stehen sollen. Bei der so genannten Phrasensuche müssen die Suchbegriffe genau in der von Ihnen eingegebenen Wortfolge im Ergebnis aufscheinen. Oft geschieht letzteres, indem Sie die Worte unter Anführungszeichen setzen, womit Sie zum Beispiel bequem wörtliche Zitate nachprüfen können. Auch Google bietet in eingeschränkten Maß die Verwendung solcher Operatoren an, wenn sie auch nur selten verwendet werden. Google schließt unter die Ergebnisse in der Regel automatisch auch solche Treffer ein, in denen der Suchbegriff in verschiedenen Abwandlungen, zum Beispiel mit verschiedenen Endungen vorkommt. In manchen Abfragesystemen können Sie demgegenüber präziser vorgehen: So genannte Platzhalter (auch als Wildcard oder Jokerzeichen bezeichnet) dienen dazu, um diese an die Stelle eines oder mehrerer Buchstaben zu setzen: "Konsum*" findet somit alle Treffer, in denen Begriffe vorkommen, die mit "Konsum" anfangen, also auch "Konsums" oder "Konsumgesellschaft". Der Fachbegriff für die Verwendung solcher Platzhalter lautet Trunkierung (Platzhalter am Wortende) oder Maskierung (Platzhalter im Wortinneren).
Machen Sie sich in den Hilfetexten der von Ihnen benutzten Kataloge und Datenbanken kundig, wie die genaue Syntax für die genannten Suchmöglichkeiten lautet, damit Sie präzisere Suchergebnisse bekommen!
Normdateien und Klassifikationen
Bibliothekskataloge sind sehr mächtige Systeme, in derem Hintergrund viele Anwendungen ablaufen, die von den durchschnittlichen BenützerInnen leider nur sehr selten gewürdigt werden. Ein Beispiel dafür sind die so genannten Normdateien, die Personen, Ortsnamen oder sonstige Sachverhalte eindeutig mittels eines kontrollierten Vokabulars identifizieren sollen. Damit soll zum Beispiel trotz unterschiedlicher Schreibweisen eines Personennamens sichergestellt werden, dass alle von dieser Person verfassten Werke aufgefunden werden, zugleich soll – im Idealfall – verhindert werden, dass AutorInnen, die denselben Namen tragen, miteinander verwechselt werden. Im deutschsprachigen Bibliothekswesen gibt es für solche Zwecke die Gemeinsame Normdatei (GND).
Ebenfalls nur selten bei der Recherche in Bibliothekskatalogen wird beachtet, dass die darin enthaltenen Titel nicht nur mit Schlagwörtern inhaltlich beschrieben werden, sondern oft auch einer so genannten Klassifikation zugeordnet sind, also einem zumeist aus Buchstaben/Zahlencodes bestehenden hierarchischen System zur Ordnung der Welt: Im deutschsprachigen Raum gebräuchlich ist etwa die Regensburger Verbundklassifikation (RVK), in Österreich die Basisklassifikation (BK), von den USA ausgehend die Dewey Decimal Classification (DDC) sowie in deren Folge die Universale Dezimalklassifikation (UDK). Bei der RVK etwa steht der Buchstabe "N" für Geschichte, "NG" für Alte Geschichte, "NG 3000" bis "NG 3080" für das antike Ägypten, "NW" für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, "NW 8300" für Werke zum Thema "Arbeiter (einschl. Streiks)"; bei der UDK wiederum beginnen mit der Zahl "9" Werke, die dem Bereich "Geographie, Biographie und Geschichte" zugeordnet werden, "94(32)" steht zum Beispiel für Werke zum antiken Ägypten, weitere, teils sehr gefinkelte Kombinationen sind möglich.
Nicht alle in Bibliothekskatalogen erfassten Titel sind solchen Klassifikationen zugeordnet und sie werden auch von den meisten UserInnen nur selten beachtet; praktische Bedeutung haben solche Klassifikationssysteme aber insbesondere dann, wenn Sie für die Aufstellung von Büchern im Freihandbereich von Bibliotheken verwendet werden.
Retrokatalogisierung und Kataloganreicherung
Elektronische Bibliothekskataloge wurden zumeist in den letzten zwei, drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eingeführt; Bücher die schon davor in den Bibliotheken vorhanden waren, waren auf traditionelle Weise in Zettelkatalogen oder Bandkatalogen verzeichnet. Die als Retrokatalogisierung bezeichnete Einarbeitung dieser Titel in den elektronischen Katalog war eine langwierige Aufgabe, die an manchen Bibliotheken bis heute nicht vollständig abgeschlossen ist. Machen Sie sich also kundig, ob tatsächlich der komplette Altbestand sowie etwaige Sondersammlungen im elektronischen Bibliothekskatalog erfasst sind; es kann vereinzelt noch vorkommen, dass Sie – wie zum Beispiel an der Universitätsbibliothek Wien – elektronische Abbilder der alten Zettel- und Bandkataloge konsultieren oder gar vor Ort die physischen Kataloge aufsuchen müssen. Wenn Sie nun auf die Mitnahme elektronischer Geräte verzichten und die recherchierten Titel auf Karteikarten oder in Notizhefte eintragen, bekommen Sie eine Ahnung davon, wie die Praxis der Literaturrecherche bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ausgesehen hat!
Beachten Sie des Weiteren, dass ältere Einträge in Katalogen manchmal nicht mit so viel Zusatzinformationen versehen sind wie jüngere; nur bei manchen Einträgen gibt es eine so genannte "Kataloganreicherung", die Ihnen zum Beispiel das Inhaltsverzeichnis, die Titelseite und eventuell den Klappentext des verzeichneten Buchs zur Verfügung stellt, und viele Einträge sind auch (noch) nicht mit den vorhin genannten Normdaten und Klassifikationen verknüpft.
Ranking, Sortieren und Filtern
Während bei einem Suchergebnis von zehn oder zwanzig Treffern die Reihenfolge der Ergebnisse noch relativ egal ist, gilt dies nicht bei einer größeren Menge von Treffern. Im Falle der Ergebnisanzeige einer Suche bei Google ist ein immer wieder vieldiskutierter Algorithmus für die Reihenfolge, das Ranking der Treffer verantwortlich. Auch Bibliothekskataloge sind in den letzten Jahren dazu übergegangen, die Ergebnisse nicht automatisch sortiert nach dem Erscheinungsjahr oder dem AutorInnen-Namen anzuzeigen, sondern nach einem Algorithmus, der den Anspruch erhebt, die besten Treffer möglichst an vorderster Stelle anzuzeigen. Da dies nicht immer der Fall ist, erlauben Ihnen Kataloge und Datenbanken, die Ergebnisse aber auch in anderer Reihenfolge darzustellen, aufsteigend oder absteigend sortiert nach dem Erscheinungsjahr etwa. Des Weiteren können Sie die Ergebnisse oft nach bestimmten Kriterien filtern, wodurch es möglich ist, zum Beispiel nur Hochschulschriften oder nur digital verfügbare Texte anzeigen zu lassen.