Schreibphasen
Wenn Sie eine geschichtswissenschaftliche Arbeit an der Universität schreiben, wird Ihr Arbeits- bzw. Schreibprozess mehrere Phasen durchlaufen. Zwar ist der Schreibprozess nicht immer linear, aber dennoch beinhaltet er grundlegende Eckpfeiler - von der Themenfindung bis zur finalen Überarbeitung. Anbei finden Sie kurze Bemerkungen zu den idealtypischen Phasen eines Schreibprojekts.
Orientierungsphase
Am Beginn eines universitären Schreibprojektes müssen Sie sich für ein Thema entscheiden. Sie werden viel lesen und recherchieren müssen, aber noch ohne eine präzise Zielsetzung zu haben. Daher geht mit dem ersten Lesen die Suche nach einer Fragestellung sowie Hypothesen einher, mit denen Sie größere Themen einschränken sowie die weitere Arbeit genauer planen können. Dabei ist es wichtig, sich einen Überblick über den Forschungsstand zu schaffen, möglicherweise Forschungslücken festzustellen sowie persönliche Interessen und Perspektiven formulieren zu können. Üblicherweise wird diese Phase mit dem Schreiben eines Exposés oder Konzepts beendet, das ihren weiteren Arbeitsplan darstellt.
Auswertungsphase und Rohfassung schreiben
Mit einer prägnanten Fragestellung können Sie Themen viel präziser bearbeiten. Sie konzentrieren sich beim Lesen und Recherchieren dann auf jene Texte, die Ihr spezifisches Interessengebiet abdecken. Bei empirischen Arbeiten beginnen sie darauffolgend erste Materialien auszuwerten. Sie entwickeln erste Argumente und konkretisieren die Gliederung der Arbeit, können dabei beispielsweise ein Journal heranziehen, um Exzerpte, Notizen, oder andere Ideen festzuhalten. Manche beginnen erst danach die erste Rohfassung des Textes zu schreiben, andere tun dies bereits nach dem Finden einer Frage. Da Schreibtypen verschieden sind, lässt sich keine optimale Reihenfolge für alle Schreibenden festmachen.
Überarbeitung und Korrektur
Nachdem Sie einen Rohtext verfasst haben, sollten Sie ihn kritisch überprüfen. Stellen Sie fest, ob Argumente, Thesen sowie Gliederung und die textumfassende Argumentationslinie schlüssig sind, beispielsweise indem Sie Feedback einholen. Der erste Rohtext muss zudem sprachlich noch nicht besonders eloquent sein. In der Überarbeitungsphase wiederum ändern Sie den Text so, dass er den Kriterien einer wissenschaftlichen Sprache entspricht. Feedback kann besonders hilfreich sein, weil Sie in dieser Phase potentiell blind gegenüber den eigenen Fehlern geworden sind, da die Außenperspektive fehlt. In manchen Kursen wird dies durch Referate erleichtert, in denen Sie Standpunkte der Arbeit diskutieren lassen können.
Nichtlineare Arbeitsweise
Der Schreibprozess ist selten linear. Häufig müssen Sie Argumentationen anpassen, Ihre Fragestellung ändern, neue Quellen recherchieren, oder beispielsweise Streichungen vornehmen. Es liegt zudem an der eigenen Präferenz, an welchem Zeitpunkt Sie zum Beispiel die Sprache im Text überarbeiten möchten, oder wann Sie die finale Gliederung der Arbeit festlegen. Auch ist es sinnvoll, Feedback schon vor den finalen Phasen einzuholen. Das bedeutet, dass der eigentlich Schreibprozess nicht idealtypischen Schritten folgen muss und sich stattdessen dynamisch gestaltet. Dennoch bleiben die grundlegenden Eckpfeiler bestehen.