Gliederung
Spätestens für Ihr Exposé sollten Sie die Arbeitsschritte sowie den groben Aufbau Ihres Textprojekts kennen. Anhand dieser Informationen können Sie bereits ein vorläufiges Inhaltsverzeichnis ableiten. Versichern Sie sich jedoch, dass die Gliederung gemäß des Roten Fadens schlüssig aufgebaut ist.
Aufbau allgemein
Der größte Bestandteil Ihres Textes wird sich in eine Einleitung, einen Hauptteil und die Conclusio, also das Schlusskapitel, aufteilen. In der Einleitung stellen Sie ein Vorhaben vor, das Sie im Hauptteil ausführlich argumentieren und in der Conclusio schlussfolgernd zusammenfassen.
Haben sie keine Angst vor "Spoilern"! Bereits in der Einleitung muss ersichtlich sein, welche Annahmen oder Hypothesen Sie verfolgen, mit welchen Methoden und Quellen diese hergeleitet werden, an welchen Forschungsstand Sie anknüpfen, oder zu welchen Erkenntnissen Sie letztendlich kommen wollen. Sie sollten zudem erläutern, wie Sie dabei vorgehen werden, indem Sie eine Vorschau auf die Kapitelstruktur geben. Begründen Sie hier zudem, wieso manche Aspekte in Ihrer Gliederung nicht vorkommen, weil diese womöglich den Rahmen der Fragestellung und Methode überschreiten.
Im Hauptteil diskutieren Sie die in der Einleitung vorgestellten Problematiken, Phänomene, oder Quellen, etc., vertiefend. Dabei folgt Ihre Argumentation idealerweise einem roten Faden, um die Fragestellung zu beantworten und Ihre Thesen überzeugend herzuleiten, zu belegen und zu verteidigen. Je nach Fragestellung wird der Aufbau des Hauptteils unterschiedlich sein. Für viele historische Arbeiten bietet sich eine chronologische Aufarbeitung an. Andere Texte befassen sich womöglich mit einem größeren Quellenkorpus, dessen Inhalte über dezidierte Kapitel behandelt werden. Manche Gliederungen ergeben sich womöglich aus der gewählten Methoden zur Analyse (beispielsweise wenn Sie eine bildliche Quelle analysieren und dafür jeweils einen Abschnitt für Inhalt, Produktionskontext sowie Rezeptionsgeschichte schreiben müssen).
Im Schlussteil fassen Sie zusammen, wie Ihre Arbeit die Fragestellung beantwortet hat, welche wichtigen Erkenntnisse dadurch entstanden sind, oder auch, was offen bleiben musste.
Gliederung
Zwar muss Ihr Exposé noch nicht zwingend ein konkretes Inhaltsverzeichnis aufweisen, es sollte aber zumindest grobe Arbeitsschritte ankündigen. Aus diesen können Sie aber womöglich bereits präzisere Gliederungs- und Kapitelstrukturen ableiten. Die Art der Gliederung Ihrer Argumentationspunkte hängt vom Thema ab - jedenfalls wird es immer ein Einleitungs- und Schlusskapitel geben. Bei Ihrer Analyse im Hauptteil sollten Sie gleichzeitig systematisch Ihre Fragestellung abhandeln. Bei kurzen Kurs- oder Proseminararbeiten brauchen Sie womöglich nicht viele Kapitel und können ihre Arbeitsschritte klar durchnummerieren.
1. Einleitung
2. Ereignis 1
3. Ereignis 2
4. Analyse
5. Schlussfolgerungen
6. Literatur
Für historische Arbeiten bietet sich oft ein chronologischer Aufbau an. In anderen Texten ist es womöglich sinnvoller, unterschiedliche Quellen in aneinanderfolgenden Kapiteln zu bearbeiten. Oder vielleicht nutzen Sie einzelne Kapitel für die unterschiedlichen Analyseschritte einer einzelnen Quelle. Ihr Aufbau könnte auch raumbezogen sein, also ein Phänomen z.B. über verschiedene Regionen betrachten, die je ein Kapitel einnehmen. Oder Sie stellen Vergleiche an und analysieren die gegenübergestellten Aspekte in verschiedenen Kapiteln oder Unterkapiteln. Orientieren Sie sich an der Art ihrer Fragestellung sowie Methode. Möglicherweise bietet es sich an, mit einem Kapitel zur grundlegenden These zu beginnen, während nachfolgende Kapitel dieselbe These anhand von konkreten Beispielen analysieren. Oder führen Sie umgekehrt mit kontextualisierenden Kapiteln zur abschließenden These hin. Überlegen Sie sich anhand der Regeln der Argumentation, welcher Aufbau für ihr Thema am geeignetsten ist.
Bei komplexeren Analysen ergibt es jedenfalls Sinn, nicht nur aus den Hauptproblemen Ihrer Frage Kapitel zu machen, sondern zudem Unterprobleme oder Teilargumente in Unterkapitel umzuwandeln. Das heißt, Sie bilden eine Baumstruktur.
1. Einleitung
2. Ereignis
1.1. Vorgeschichte
1.2. Hauptereignis
2. Quelle
2.1. Entstehungskontext
2.2. Inhaltliche Analyse
2.3. Rezeption
3. Conclusio
4. Literatur
Wenn Sie neue Unterkapitelstrukturen öffnen, beginnen Sie die Zählung im Inhaltsverzeichnis mit der Eins. Mit einem gut aufgebauten Inhaltsverzeichnis kann man innerhalb des Textes explizit auf andere Stellen verweisen, um den Roten Faden zu unterstreichen. Manche Arbeiten sind daher noch kleinteiliger aufgebaut - in Kapitel, Pragraphen und Unterparagraphen.
1. Einleitung
2. Hauptteil
2.1. Teilanalyse
2.1.1. Quelle und Kontext
2.1.2. Quelle und Rezeption
2.2. Zweite Teilanalyse
3. Schlussteil
4. Literatur
Sie sollten sich jedoch genau überlegen, ob Sie eine derart kleinteilige Struktur erstellen wollen. Denn möglicherweise verlieren nicht nur die Leser_Innen, sondern auch Sie selbst den Überblick. Die Logik des Aufbaus muss zudem immer klar ersichtlich bleiben, also beispielsweise, dass 2.1.3. schlicht ohne 2.1.2. nicht denkbar ist.
Wenn Sie noch kein Exposé oder kein grobes Inhaltsverzeichnis schreiben können, zeigt dies, dass Sie womöglich noch keine klare Vorstellung vom Zweck oder den Zielen der Arbeit haben. Das ändert jedoch nicht, dass sich die Inhalte des Exposés oder erste Inhaltsverzeichnisse stark verändern können. Wenn Sie vertiefend zu forschen beginnen, kann dies sehr leicht passieren und ist völlig normal.
Beispiele für ein Inhaltsverzeichnis
Das folgende Inhaltsverzeichnis stammt aus der Proseminararbeit "Sophie Oßberger, Made in History. Eine Geschichte der Textilverarbeitung":
I. Einleitung ... 1
II. Herstellung von Textilien in England ... 3
i. Vorindustrielle und Protoindustrielle Phase ... 3
ii. Industrielle Revolution Phase ... 5
iii. Postindustrielle Phase ... 7
III. Eine Entwicklung zum Modekonsum ... 9
IV. Mode und Globalisierung ... 13
i. Burberry ... 14
ii. Primark ... 17
iii. Mode und ihr Einfluss auf die Umwelt ... 19
V. Conclusio ... 21
VI. Literaturverzeichnis ... 23
Hier ein Inhaltsverzeichnis der Masterarbeit "Klaus Kainz, Vietnamkrieg mit Abstrichen. Darstellung von US-Kriegsverbrechen in 'The Vietnam War' von Ken Burns und Lynn Novick":
1. Einleitung ... 1
1.1. Fragestellung und Definitionen ... 2
1.2. Methode ... 3
2. Diskurs- und Rezeptionsgeschichte des Vietnamkriegs sowie Kriegsverbrechen ... 6
2.1. Kriegsführung im Vietnam ... 6
2.2. Aufdeckung von US-Kriegsverbrechen während des Kriegs ... 8
2.3. Verschwiegene Kriegsverbrechen ... 13
2.4. Vietnamdiskurs im Produktionszeitraum von „The Vietnam War“ ... 17
3. Inhaltliche Analyse von „The Vietnam War“ ... 24
3.1. Der Krieg im guten Gewissen ... 25
3.2. Aus einer Ausnahme werden viele ... 28
3.3. Wer darf wie über den Krieg sprechen? ... 43
3.4. Eklatantes Schweigen ... 53
4. Rezeption von „The Vietnam War“ ... 57
4.1. „Objektiv und unpolitisch“ – Pseudoneutralität ... 58
4.2. Dokumentationen und das „Authentische“ ... 68
5. Conclusio ... 75
6.1. Literaturverzeichnis ... 82
6.2. Onlinequellen ... 85
6.3. Illustrationen ... 88