Tipps und Tricks für die Recherche II

Fachbegriffe aus der Welt der Rechercheprofis: Suchoperatoren, Phrasensuche und Trunkierung

Viele Abfragesysteme von Bibliothekskatalogen und Datenbanken erlauben präzise Suchanfragen, die weit über die bei einer durchschnittlichen Google-Suche verwendeten Möglichkeiten hinausgehen. Mittels so genannter Suchoperatoren können Sie bestimmte Begriffe ausschließen oder die Reihenfolge bzw. Nähe, in der bestimmte Suchbegriffe im Ergebnis aufscheinen sollen, festlegen: Logische oder boolesche Operatoren (üblicherweise "and", "or" sowie "not") etwa dienen der Verknüpfung von Suchbegriffen, so genannte Kontextoperatoren (proximity operators) geben an, wie nahe die Suchbegriffe voneinander entfernt stehen sollen. Bei der so genannten Phrasensuche müssen die Suchbegriffe genau in der von Ihnen eingegebenen Wortfolge im Ergebnis aufscheinen. Oft geschieht letzteres, indem Sie die Worte unter Anführungszeichen setzen, womit Sie zum Beispiel bequem wörtliche Zitate nachprüfen können. Auch Google bietet in eingeschränkten Maß die Verwendung solcher Operatoren an, wenn sie auch nur selten verwendet werden. Google schließt unter die Ergebnisse in der Regel automatisch auch solche Treffer ein, in denen der Suchbegriff in verschiedenen Abwandlungen, zum Beispiel mit verschiedenen Endungen vorkommt. In manchen Abfragesystemen können Sie demgegenüber präziser vorgehen: So genannte Platzhalter (auch als Wildcard oder Jokerzeichen bezeichnet) dienen dazu, um diese an die Stelle eines oder mehrerer Buchstaben zu setzen: "Konsum*" findet somit alle Treffer, in denen Begriffe vorkommen, die mit "Konsum" anfangen, also auch "Konsums" oder "Konsumgesellschaft". Der Fachbegriff für die Verwendung solcher Platzhalter lautet Trunkierung (Platzhalter am Wortende) oder Maskierung (Platzhalter im Wortinneren).

Machen Sie sich in den Hilfetexten der von Ihnen benutzten Kataloge und Datenbanken kundig, wie die genaue Syntax für die genannten Suchmöglichkeiten lautet, damit Sie präzisere Suchergebnisse bekommen!


Normdateien und Klassifikationen

Bibliothekskataloge sind sehr mächtige Systeme, in derem Hintergrund viele Anwendungen ablaufen, die von den durchschnittlichen BenützerInnen leider nur sehr selten gewürdigt werden. Ein Beispiel dafür sind die so genannten Normdateien, die Personen, Ortsnamen oder sonstige Sachverhalte eindeutig mittels eines kontrollierten Vokabulars identifizieren sollen. Damit soll zum Beispiel trotz unterschiedlicher Schreibweisen eines Personennamens sichergestellt werden, dass alle von dieser Person verfassten Werke aufgefunden werden, zugleich soll – im Idealfall – verhindert werden, dass AutorInnen, die denselben Namen tragen, miteinander verwechselt werden. Im deutschsprachigen Bibliothekswesen gibt es für solche Zwecke die Gemeinsame Normdatei (GND).

Ebenfalls nur selten bei der Recherche in Bibliothekskatalogen wird beachtet, dass die darin enthaltenen Titel nicht nur mit Schlagwörtern inhaltlich beschrieben werden, sondern oft auch einer so genannten Klassifikation zugeordnet sind, also einem zumeist aus Buchstaben/Zahlencodes bestehenden hierarchischen System zur Ordnung der Welt: Im deutschsprachigen Raum gebräuchlich ist etwa die Regensburger Verbundklassifikation (RVK), in Österreich die Basisklassifikation (BK), von den USA ausgehend die Dewey Decimal Classification (DDC) sowie in deren Folge die Universale Dezimalklassifikation (UDK). Bei der RVK etwa steht der Buchstabe "N" für Geschichte, "NG" für Alte Geschichte, "NG 3000" bis "NG 3080" für das antike Ägypten, "NW" für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, "NW 8300" für Werke zum Thema "Arbeiter (einschl. Streiks)"; bei der UDK wiederum beginnen mit der Zahl "9" Werke, die dem Bereich "Geographie, Biographie und Geschichte" zugeordnet werden, "94(32)" steht zum Beispiel für Werke zum antiken Ägypten, weitere, teils sehr gefinkelte Kombinationen sind möglich.

Nicht alle in Bibliothekskatalogen erfassten Titel sind solchen Klassifikationen zugeordnet und sie werden auch von den meisten UserInnen nur selten beachtet; praktische Bedeutung haben solche Klassifikationssysteme aber insbesondere dann, wenn Sie für die Aufstellung von Büchern im Freihandbereich von Bibliotheken verwendet werden.


Retrokatalogisierung und Kataloganreicherung

Elektronische Bibliothekskataloge wurden zumeist in den letzten zwei, drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eingeführt; Bücher die schon davor in den Bibliotheken vorhanden waren, waren auf traditionelle Weise in Zettelkatalogen oder Bandkatalogen verzeichnet. Die als Retrokatalogisierung bezeichnete Einarbeitung dieser Titel in den elektronischen Katalog war eine langwierige Aufgabe, die an manchen Bibliotheken bis heute nicht vollständig abgeschlossen ist. Machen Sie sich also kundig, ob tatsächlich der komplette Altbestand sowie etwaige Sondersammlungen im elektronischen Bibliothekskatalog erfasst sind; es kann vereinzelt noch vorkommen, dass Sie – wie zum Beispiel an der Universitätsbibliothek Wien – elektronische Abbilder der alten Zettel- und Bandkataloge konsultieren oder gar vor Ort die physischen Kataloge aufsuchen müssen. Wenn Sie nun auf die Mitnahme elektronischer Geräte verzichten und die recherchierten Titel auf Karteikarten oder in Notizhefte eintragen, bekommen Sie eine Ahnung davon, wie die Praxis der Literaturrecherche bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ausgesehen hat!

Beachten Sie des Weiteren, dass ältere Einträge in Katalogen manchmal nicht mit so viel Zusatzinformationen versehen sind wie jüngere; nur bei manchen Einträgen gibt es eine so genannte "Kataloganreicherung", die Ihnen zum Beispiel das Inhaltsverzeichnis, die Titelseite und eventuell den Klappentext des verzeichneten Buchs zur Verfügung stellt, und viele Einträge sind auch (noch) nicht mit den vorhin genannten Normdaten und Klassifikationen verknüpft.


Ranking, Sortieren und Filtern

Während bei einem Suchergebnis von zehn oder zwanzig Treffern die Reihenfolge der Ergebnisse noch relativ egal ist, gilt dies nicht bei einer größeren Menge von Treffern. Im Falle der Ergebnisanzeige einer Suche bei Google ist ein immer wieder vieldiskutierter Algorithmus für die Reihenfolge, das Ranking der Treffer verantwortlich. Auch Bibliothekskataloge sind in den letzten Jahren dazu übergegangen, die Ergebnisse nicht automatisch sortiert nach dem Erscheinungsjahr oder dem AutorInnen-Namen anzuzeigen, sondern nach einem Algorithmus, der den Anspruch erhebt, die besten Treffer möglichst an vorderster Stelle anzuzeigen. Da dies nicht immer der Fall ist, erlauben Ihnen Kataloge und Datenbanken, die Ergebnisse aber auch in anderer Reihenfolge darzustellen, aufsteigend oder absteigend sortiert nach dem Erscheinungsjahr etwa. Des Weiteren können Sie die Ergebnisse oft nach bestimmten Kriterien filtern, wodurch es möglich ist, zum Beispiel nur Hochschulschriften oder nur digital verfügbare Texte anzeigen zu lassen.